Sicherheitsnachweise für flexible alternative Start- und Landebahnen
In den letzten Jahren haben einige Flugplätze, die nur über eine Start- und Landebahn verfügen, eine parallel verlaufende Rollbahn in eine sekundäre Start- und -Landebahn umgewandelt. Das bekannteste Beispiel ist der Flughafen London Gatwick: die nördliche Start- und Landebahn (08L/26R) war ursprünglich eine Rollbahn. Heute ist sie als Piste ausgewiesen und kann entsprechend kurzfristig genutzt werden, sollten Wartungsarbeiten oder gar Notfälle auf der Hauptbahn dies erforderlich machen. Im Normalbetrieb wird sie weiterhin als Rollbahn genutzt, da beide Bahnen nicht parallel betrieben werden können. Gerade mal zwei Stunden sind nötig, um zwischen den Konfigurationen zu wechseln.
In der Luftfahrtbranche wird ein solches Verfahren, welches gemäß ICAO nicht festgelegt ist, als “switch-on/switch-off runway”, “flexible contingent runway”, oder “temporary emergency runway” bezeichnet. Es eignet sich insbesondere für Flugplätze, an denen die Entwicklung der Infrastruktur begrenzt ist. Es erlaubt notwendige und umfassende Wartungs- oder Baumaßnahmen an der einzigen Start- und Landebahn, ohne den planmäßigen Flugbetrieb reduzieren oder den Flughafen gar schließen zu müssen.
Jedoch sind die Einführung und Handhabung eines solchen Verfahrens sehr komplex. Sie erfordern wichtige Anpassungen der Infrastruktur, sehr präzise Betriebsverfahren und einen fundierten Sicherheitsnachweis, der zeigt, dass das Konzept sicher umgesetzt werden kann.
airsight war gemeinsam mit Flugplatzbetreibern, Flugsicherungen, Fluggesellschaften und Luftfahrtbehörden an der Entwicklung zahlreicher solcher Sicherheitsüberprüfungen beteiligt.
Die größten Schwierigkeiten solcher Projekte liegen in der Kontrolle und Abschwächung von Risiken resultierend aus der Verwechslungsgefahr, aus unerlaubtem Kreuzen der aktiven Start- und Landebahn, aus Fehlern der Luftverkehrskontrollstellen sowie aus Fehlern bei Umstellung von einer Bahn auf die andere.
Darüber hinaus kann eine Rollbahn in den meisten Fällen nicht vollständig zu einer Start- und Landebahn ausgebaut werden - sowohl in Bezug auf Infrastruktur als auch Ausrüstung. Sofern Konformität mit den Vorgaben nicht vollständig erreicht werden kann, ist ein sicherheitsbasierter Ansatz notwendig, um mit diesen Abweichungen umzugehen. Unter Sicherheitsaspekten kann so priorisiert werden, welche Elemente ausgebaut werden müssen, z.B. Start- und Landebahn-Schutzfeuer (runway guard lights), Haltebalken (stop bars), Markierungen.
Schlussendlich wird eine solche flexible Ausweichbahn in Erwägung gezogen, falls dem Flugplatz keine anderen Möglichkeiten zur Aufrechterhaltung des Flugbetriebs zur Verfügung stehen. Der Betrieb solche Bahnen kann sicher gestaltet werden, ist aber mit zahlreichen Einschränkungen und einer umfangreichen Risikoanalyse verbunden.