Sicherheitsbewertungen von nicht EASA/ICAO-konformen Start- und Landebahnstreifen
Zahlreiche Flughäfen beklagen eine Vielzahl von Abweichungen bezüglich der Ausprägung von Start- und Landebahnstreifen (runway strips). Die häufigsten Beispiele für nicht vorgabenkonforme Gestaltungen sind u.a. nicht brechbare Objekte (Gebäude, Antennen) im Streifenbereich, zu dicht gelegene parallele Rollwege, Tunneleingänge, Zäune oder Straßen sowie Neigungsüberschreitungen der Oberfläche. Darüber hinaus können zeitweise Bauarbeiten mit Gerätschaften im Streifen zu Gefährdungen des Flugbetriebs führen.
Ein Start- und Landebahnstreifen – und sein eingeebneter Teil (graded portion) – zielt darauf ab “das Risiko der Beschädigung eines Flugzeuges, welches von der Start- und Landebahn abkommt, zu minimieren und Flugzeuge zu schützen, die den Bereich bei Start oder Landung überfliegen“ (ICAO Annex 14). Weitere Anforderungen findet man im ICAO Aerodrome Design Manual und EASA CS ADR-DSN, z.B. in Bezug auf die sichere Durchführung von Rettungseinsätzen neben der Start-und Landebahn. Zusätzlich gibt es viele nationale Regularien: Deutsche Richtlinien ermöglichen beispielsweise sogar die Durchführung von Bauarbeiten in bestimmten Bereichen außerhalb des eingeebneten Teils (non-graded portion) des SLB-Streifens unter gewissen Bedingungen.
In den letzten Jahren unterstützte airsight viele Flugplätze und zivile Luftfahrtbehörden beim Umgang mit Abweichungen von den oben genannten Vorgaben. Hierfür wurden zahlreiche Sicherheitsbewertungen durchgeführt und verschiedenste Kompensationsmaßnahmen entwickelt, um die Risiken, dem ALARP-Prinzip (As Low As Reasonably Practicable) folgend, so gering wie möglich zu halten.
airsight hat hierfür ein Risiko-Modell entwickelt, um die Wahrscheinlichkeit einer lateralen Abweichung von der Start- und Landebahn während des Starts oder der Landung zu berechnen. Es ermöglicht eine Bewertung individueller Risikoniveaus für verschiedenste Szenarien, jeweils angepasst an die lokalen Gegebenheiten des Flughafens (z.B. Art des Anfluges, Flottenmix, Hindernissituation etc.).
Dieser sicherheitsorientierte Ansatz, welcher konform mit den geltenden Luftfahrtvorschriften ist, ermöglicht es Flughäfen, fundierte Entscheidungen über infrastrukturelle oder operationelle Maßnahmen für die Minderung von Risiken zu treffen. Häufig reduziert dieser Ansatz die erforderlichen Investitionen für ein annehmbares Sicherheitsniveau wesentlich, wenn eine vollständige Konformität nicht möglich oder praktikabel ist.